Inselzirkus by Gisa Pauly

Inselzirkus by Gisa Pauly

Autor:Gisa Pauly [Pauly, Gisa]
Die sprache: deu
Format: mobi
ISBN: 9783492952293
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2012-09-20T18:53:32+00:00


Der Weg zum Hochkamp hatte nicht ausgereicht, um Mamma Carlottas Frage zu beantworten: Warum nur war Sandra Zielcke der Lehrerin ihrer Enkelkinder gefolgt, um sich dann von ihr fotografieren zu lassen?

Vor lauter Aufregung vergaß sie, das Fahrrad abzuschließen, vergaß, dass sie Stiefeletten mit kleinen, spitzen Absätzen trug, und knickte demzufolge schon auf dem nächsten Kiesel um, der sich ihr in den Weg legte. Sie vergaß, dass sich auf Sylt alle Türen nach außen öffneten, und prallte mit dem Kopf gegen das Türblatt, kaum dass sie die Klinke heruntergedrückt hatte. Sie vergaß sogar die winzige Schwelle, über die sie bisher noch kein einziges Mal gestolpert war. Diesmal aber schoss sie auf die Theke der Imbissstube zu, verzweifelt darum bemüht, nicht bäuchlings davor zu landen. Zum Glück wurde sie von einem Barhocker aufgehalten, ehe ihr Oberkörper den Wettlauf mit den Füßen gewinnen konnte.

Tove Griess, der seinem drei Tage alten Kartoffelsalat Mayonnaise aus einem soeben geöffneten Glas zufügte, damit das Ganze als »frisch angerichtet« ins Angebot kommen konnte, fiel der Holzlöffel zu Boden, Fietje Tiensch klammerte sich erschrocken an sein Jever, als hätte er Angst, von Mamma Carlottas Schwung davongetragen zu werden. Als sie endlich sicher vor der Theke stand, brachte er nur ein kraftloses »Moin« hervor, während der Wirt laut zu schimpfen begann.

»Da schrumpeln einem ja die Bratwürste zusammen, wenn Sie auftauchen, Signora!«

Mamma Carlotta verzichtete auf den Hinweis, dass seine Bratwürste so schrumpelig waren, weil sie zu lange auf dem Grill gelegen hatten. Sie war noch vollauf damit beschäftigt, dem Schutzpatron San Donato di Arezzo zu danken, dass er sie vor einem Genickbruch an der Theke von Käptens Kajüte bewahrt und außerdem dafür gesorgt hatte, dass ihre nagelneuen Stiefeletten keinen Schaden davongetragen hatten.

Dann merkte sie, dass die Augen des Wirtes mit einem Ausdruck auf ihrem Gesicht ruhten, den sie noch nie gesehen hatte: tadelnd, argwöhnisch, missbilligend. Sie brauchte auf den Vorwurf, der in seinen Augen stand, nicht lange zu warten. »Was ist letzte Nacht passiert, Signora? Sind Sie hier, damit Fietje und ich Ihnen ein Alibi geben?«

Mamma Carlotta starrte ihn ungläubig an. Doch sogar Fietjes Augen waren voller Argwohn. »Was haben Sie mit dem Kerl gemacht, Signora?«, fragte er.

Und Tove Griess ergänzte: »Der heute Nacht im Inselzirkus abgemurkst wurde. Wenn mich nicht alles täuscht, war das der Chefautor, dem der Club der Bösen Hühner so einiges heimzuzahlen hatte.«

»Aber dass Sie ihn gleich umbringen …« Fietje betrachtete sie kopfschüttelnd und schien sich zu überlegen, ob sich durch diese Erkenntnis etwas an seiner Sympathie für Mamma Carlotta änderte. Die einzige Person auf Sylt, die seine Sympathie erwiderte!

Zum Glück waren der Wirt und der Strandwärter weit davon entfernt, nach der Polizei zu rufen, damit der Totschlag, von dem der Bäcker bei der Brötchenlieferung berichtet hatte, gesühnt wurde. Herr Arfsten hatte direkt davor belegte Brötchen in der Kantine von Eidam-TV abgeliefert und war deshalb bestens informiert gewesen. Wenn Mamma Carlotta den beiden eine halbwegs plausible Begründung auftischte, würden sie darauf verzichten, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen, so viel stand fest. Tove verabscheute die Obrigkeit ebenso



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.